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13 November 2016

„Falsche Adresse“

 

Theaterkritik von F. Kohlenberger

Die Premiere von „Falsche Adresse“ in der Emmauskirche am 12.11.2016 zeigt, dass Heide Harmsens Karlsruher Spielgemeinde über die Jahre ihren Stil immer weiter professionalisiert hat. Vertraut sind ansprechende Kostüme in harmonischen Farben, atmosphärische Untermalung mit Akkordeon, Gitarre und diskretem Schlagzeug sowie eine unaufdringliche, aber wirkungsvolle Lichtregie. Pantomime, Tanz und das Spiel mit symbolkräftigen Requisiten harmonieren mit einer zur Poesie tendierenden Alltagssprache.

Ort der Handlung ist eine Wohngemeinschaft mit ihrem Mosaik aus verlustgeprägten Einzelschicksalen. Das Leben Gestrandeter in einem Asyl ist heute wahrlich kein akademisches Thema. Existentielle Angst und die Ablehnung eines fremden Außenseiters, der gegen Regeln verstößt und schließlich die WG als falsche Adresse erkennt, kommen über die Bühne. Aber konkrete tagespolitische Fragen werden ins allgemein Menschliche überhöht, so dass ein Glaube an Auswege aufleuchtet.

Es liegt nahe, die Spielgemeinde mit ihrem Stützpunkt in der Emmauskirche mit den mittelalterlichen Mysterienspielen in Verbindung zu bringen. Auch damals präsentierten Laien Szenen mit moralischen Botschaften in sakralem Raum. Die Spielgemeinde erarbeitet sich ihre Themen allerdings selbst und an die Stelle der kirchlichen Seelsorge tritt in der Waldstadt vielleicht eher eine Form der Psychotherapie, die sowohl den Mitwirkenden als auch dem Publikum zugutekommt.