Der Sonntag 04.02.2001

Theater bringt "Unruhe" in die Kirche

Sie rennen durch die Seitengänge des Kirchenschiffes, sie hetzen und hasten - die schwarzen Gestalten verbreiten Unruhe im Gotteshaus. Sie haben es eilig, haben keine Zeit. "Nimm sie dir doch" heißt denn auch das Theaterstück, das die Eilenden dem Auditorium bieten. Mehr als ein Jahr haben die 16 Akteure der "Karlsruher Spielgemeinde" gemeinsam mit der Theaterpädagogin Heide Harmsen gearbeitet. Jetzt wird "Nimm sie dir doch" in vorerst sieben Kirchen auf die Probe gestellt. ......................................... Protestanten, Katholiken und Atheisten folgten im Oktober 1999 dem Aufruf der pensionierten Lehrerin Harmsen, die in der Waldstadt eine Theatergruppe gründen wollte. Ihre Zielsetzung: eine eigene Theaterproduktion für den Kirchenraum auf die Beine zu stellen. Den Akteuren zwischen 16 und 60 Jahren - allesamt bühnenunerfahren - verlangte die 66-Jährige einiges ab. "Ich habe alles aus den Leuten rausgeholt", sagt Harmsen. Körperübungen und Sprechproben standen theoretischen Fragen

  ..... Theater in der Kirche: Die "Karlsruher Spielgemeinde" hat ein Stück über die Zeit erarbeitet.

und Antworten während der wöchentlichen Proben gegenüber. Physiker, Hausfrauen, Töpfer, Schüler und Rentner entwickelten ihr schauspielerisches Talent gemeinsam und fragten sich schließlich immer wieder "was wollen wir eigentlich spielen?" "Schließlich kamen wir immer wieder zu dem Schluß, dass die Zeit so knapp ist, dass wir es alle immer eilig haben", erinnert sich Heide Harmsen an die Entstehung des Theaterstücks. Ob Empore, Altar oder Gänge - die "Karlsruher Spielgemeinde" agiert überall, nimmt Höhe, Tiefe und Weite des Gotteshauses ins Stück auf. ............. "Wir wollen damit auch Menschen in Kirchen bringen, die sonst nie hineingehen", sagt Heide Harmsen. Als Missionarin freilich versteht sie sich nicht. Auch das Stück der Gruppe hat "eigentlich keinen theologischen Ansatz". Die Spielgemeinde hat in der Kirchengemeinde Waldstadt-Nord bereits gezeigt: "Man kann innerhalb der Kircheninstitution etwas Lebendiges machen." Ingrid Vollmer

   

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