ka-news 2001, 21.05.2001

Zu wenig Zeit für viele Termine

"Karlsruher Spielgemeinde" begibt sich an einem ungewöhnlichen Ort

Karlsruhe - Die Zeit - ein unbegreifliches, und schon gar nicht greifbares Phänomen. Und doch forderte die "Karlsruher Spielgemeinde" am Samstag ihre Zuschauer auf: "Nimm sie Dir doch - Zeit fliegt vorbei". Der Titel ihres Stücks ist Programm: In 16 aufeinanderfolgenden Szenen spielen die Jugendlichen und Erwachsenen Schlüsselszenen aus den verschiedenen Lebensabschnitten des Menschen nach. Eine Besonderheit des Stücks bilden dabei die ungewöhnlichen Aufführungsorte. In vier verschiedenen Kirchen hat die Gruppe ihr Stück schon gezeigt, dafür fand es nun an einem vollkommen unsakralen Ort statt: in der Maschinenhalle der Fachhochschule Karlsruhe (FH) - Hochschule für Technik.

Die nur scheinbare Unbeschwertheit der Kindheit, die ideologische Verführbarkeit der Jugend, die Schwäche der Erwachsenen für Konsum. Verliebtheit, Hochzeit, Krankheit und Tod: Die Basis des Stücks bilden die individuellen Erlebnisse der Darsteller selbst. Die haben die komplette Aufführung entworfen - von der Idee über den Text und Bühnenbild bis zur Gestaltung. 1,5 Jahre hat die Truppe dafür gearbeitet.

Terminstress und Zeitdruck ziehen sich dabei als bestimmende und verbindende Elemente durch alle Szenen. Die Kinder müssen zum Essen, das Mädchen zum Gitarrenunterricht, der Chef hetzt bis zum Schlaganfall von Termin zu Termin. Selbst die Oma im Krankenhaus hat keine Ruhe: Spritzen, Medikamente und Bettenmachen im Halb-Stunden-Takt - alles ist durchgeplant und organisiert.

Eine völlig andere Wirkung bekäme das Stück dadurch, meint die Theaterpädagogin und Regisseurin Heide Harmsen zum außergewöhnlichen Aufführungsort. Während die Zuschauer in den Kirchenaufführungen sofort Gott als implizite Antwort auf die Frage nach dem Macher der Zeit sehen, komme zwischen den Maschinen und dem technischen Inventar der Aspekt Zeitdruck mehr zur Geltung. Und Werner Fischer vom Freundeskreis Maschinenbau, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, freut sich: "Der Maschinenbau atmet!" (jub)

 

 

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