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Bruchsaler Rundschau 11.02.2003

Ein szenisches Kaleidoskop von Narrheiten

Karlsruher Spielgemeinde führt ihre Produktion "Smaragd im Mund-ein Stück verrückt" auf

...Eine ungewöhnliche Theaterdar-bietung am ungewohnten Ort lockte eine stattliche Anzahl Besucher in die kühlen Hallen des Vestibüls im Bruchsaler Schloss. "Smaragd im Mund - ein Stück verrückt", so betit-elt die Karlsruher Spielgemeinde ihre zweite Eigenproduktion, mit der sie gern an unüblichen Theaterorten auftritt. ............................................... ...Die Collage, ein rundes dutzend Spielszenen, mehrfach unterlegt mit literarischen Texten namhafter Au-toren, rankt sich um ein Generalthe- ma,das wir üblicherweise mit den Ei-genschaftswörtern "verrückt" oder "wahnsinnig" belegen. Aber sind nicht selbst Visionäre wie die Äbtis-sin Hildegard von Bingen oder etwa die Propheten letztlich Spinner, gar "Verrückte"? Wo ist die Grenze zwi-

schen normal und wahnsinnig zu zie-hen? Solche Fragen stellten die aus verschiedenen Lebenssituationen und Themen wie Schule, Militär, Lie-bespaar, künstlicher Mensch, Geld-gier abgeleiteten Szenen ans ange-spannt folgende Publikum. Patent- lösungen kann und will daas szeni-sche Kaleidoskop von Narrheiten nicht. Eher schon will es die Seher und Hörer anregen, das für sich selbst zu interpretieren, was ihn aus dem Gezeigten besonders interessiert oder situationsbedingt persönlich stark beschäftigt. Doch die Entführung in Traum- und traumatische Welten gelang generell von Beginn bereits. .. ...Sie hielt an bis zum Abgang der när-rischen Tochter, die sich beim "Ge-burtstag der Großmutter" aus den Bindungen zur Familie löst und

gleichsam traumwandlerisch in eine ungewisse Zukunft geht. Mit Ge-spür für den nötigen Ortswechsel wurde die Feier, die den familiären Paradiesvogel "Künstlerin" herbei-lockt, in den Gartensaal verlegt. Die ganz normalen Abgründe familiärer Beziehungen tun sich hier auf...... ...Das Ambiente bot mit diversen Auftrittsmöglichkeiten über die Treppen, aus der Grotte und den Seitentüren und mit unübertreff-lichen Akustik den geeigneten Rah-men für die Szenenfolge, weitergeh-end im Charakter mittelalterlicher Mysterienspielen vergleichbar. Mit trefflichen Klängen Musik verklam-merten Tobias Schölles (Schlag- zeug) und insbesondere Heike Hendl mit wehmütiger, süchtig ma-chender Akkordeonmusik die Spiel-szenen und verwoben sie zum Ganzen. ........................................ ...Durch ihre perfekte sprachliche Diktion, ihre phantasiereichen Kos-ümreaktionen und Masken -vielfach im Stile venezianischen Karnevals- bot die Truppe mit überaschenden spielerischen Einfällen einen wahren Augen- und Ohrenschmaus. Die bestens ins punkttuelle Verfolger-licht gesetzte Szenenfolge, Regie Heide Harmsen, wirkte im Halbdun-kel des hallenden Treppenhauses geradezu mystisch. Dies ganz pas-send zu den Sentenzen der leib-haftig auftretenden Visionärin Hildegard. Ihr Rezept gegen die Fall-sucht - einen Smaragd unter die Zunge zu legen - prägt den Titel des Spiels. ..............Stefan Schuhmacher

  UM DAS THEMA WAHNSINN ranken sich die verschiedenen Spielszenen einer Theaterproduktion, die die Karlsruher Spielgemeinde im Bruchsaler Schloss zeigte. ....................................................................................... Foto: schu