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Badische Neuste Nachrichten, 03.11.2006

Spielgemeinde steckt "unter einer Decke"

Kirchliches Theaterprojekt bringt im November bereits vierte Inszenierung auf die Bühne

...Von unserem Mitarbeiter........... ...Marcus Dischinger

...Wer mit anderen unter einer Decke steckt hat unter Umständen viel zu verbergen. Und wenn das, was man zu verbergen hat, lange zurückliegt, holt einem das vielleicht umso heftiger ein, weil es unerwartet geschieht. "Unter einer Decke" - so heißt die neuste Produktion der "Karlsruher Spielgemeinde - Theater in der Kirche", das am 18. November in der Emmauskirche der Waldstadt Premiere hat.

...Bereits zum vierten Mal seit der Gründung 1999 hat die Theater-pädagogin Heide Harmsen eine Schar Mutiger um sich versammelt, die in ihrem "richtigen" Leben etwas ganz anderes machen. Einige sind von Anfang an dabei, so wie Carsten Kipper. Er spielt in dem Stück einen Bürgermeister - tendenziell im Theater ein Imageträger zweifelhafter

Sorte. Zumal, wenn er sich so geben muss wie in diesem Stück, das den Zuschauern einiges zumutet.

...Gezeigt wird eine Dorfgemeinschaft, die mit einem zurückliegenden Fall von unterlassener Hilfeleistung und wieder aufflammenden Schuldgefühlen konfrontiert wird. Dahinter steckt das Motiv von Schuld und Sühne aus der Hiob-Geschichte in der Biebel. "Es ist für mich die Chance, in eine andere Welt abzutauchen", erzählt der 33-jährige Darsteller des Bürgermeisters. Wichtig findet er, die Leute zum Nachdenken anzuregen mit den Stücken.

...Die Stücke schreibt die Gruppe selbst - diesmal ein besonders anstrengender Prozess, weil in diesem Jahr zum ersten Mal eine durchgehende Geschichte erzählt wird. Frühere Aufführungen waren eher collagenartig gehalten. Auch alle Figuren sind selbst erdacht. Die Mitwirkenden haben zu "ihrer" Figur jeweils eine Lebensgeschichte erdacht. Die kommt ausführlich im Stück nicht vor, ist

aber wichtig für denjenigen, der die Figur spielt.

...Ursula Bol ist 63 Jahre alt und einer der älteren Mitspielerinnen. Die Spielgemeinde ist generationsübergreifend. Über ihre Figur sagt sie, das sei "eine hartnäckig Böse". Es habe einen gewissen Reiz, so jemanden zu spielen, fügt sie hinzu. Sie ist beriets zum dritten Mal dabei, stand aber zuvor nie auf der Bühne. "Es hat eine gewisse Anspannung, in einer Gruppe aufzutreten", erzählt sie, außerdem seien alle Augen auf einem gerichtet.

...Die Leiterin der Spielgemeinde und Regisseurin des Stückes, Heide Harmsen, überlegt gemeinsam mit den Teilnehmern, welche Rolle am besten zu welcher Person passt. "Alles soll sehr autentisch sein." Ihre Truppe lobt sie nach der Probe einer Szene. Auch wenn sie schon mit bestimmtem Ton sagt, wie sie eine Szene gerne sehen würde. Und mit ein wenig Stolz fügt sie hinzu: "Wir sind die einzige Gruppe in Karlsruhe, die so etwas seit Jahren durchzieht" - einschließlich der Helfer für Licht Ton und Technik.