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BNN, 04 April 2007

War es Bösartigkeit oder Schabernack?

Packende Inszenierung / Kollektive Schuld hält alles Leben im Dorf zusammen

..Mit einer packenden und unter die Haut gehenden Inszenierung war die Karlsruher Spielgemeinde Gast in der evangelischen Kirche in Weingarten. Die vierte Eigenproduktion der Gruppe um die Regisseurin Heide Harmsen mit dem Titel "Unter einer Decke" ist das erste Stück mit einer durchgehenden Handlung. In deren Mittelpunkt stehen eine Reihe verschiedener Charaktere, die Bewohner eines kleinen Fischerdorfes. Sie haben alle eine eigene Vergangenheit und sind teilen offenbar ein düsteres Geheimnis. .... ..Im Lauf des Stückes treten nun die einzelnen Figuren vor das Publikum, enthüllen ihre Eigenarten und langsam kristallisiert sich der Kern des Geschehens heraus. Es beginnt mit Dörte, dem Mädchen auf dem Müll. Ohne die absolut hervorragende Leistung der ganzen Gruppe zu schmälern darf das darstellerische Können von Heike Hendel hervorgehoben werden. ................. ..Einfluss auf das Geschehen nehmen weiter Dörtes Schwester Wiebke (Lydia Hertäg), die geldgierige Trödlerin (Bettina Lörz), die irre Gräfin (Gila Borcherding), Jakob, der Schuster (Louis Eßwein), der Bürgermeister (Carsten Kipper) und die Wirtin (Doris Haase). In kleineren Rollen, aber trotzdem von nicht weniger Bedeutung für die im Stück herrschende dichte Atmosphäre des Bösen, Unheimlichen und Grausamen, spielen Alina (Manuela Beier), Frau Herborg (Ursula Bol), Fietje, der Tänzer (Michael Draese), Kotte (Eberhard Geier), Katka (Bärbel Mayer) und das Mädchen (Swantje Wasmer). ........................................ ..Zentrale Figur - auch in den Gesprächen - ist Pidder Martens (Wolfgang Nill). Lange ist nicht klar, was eigentlich passiert ist. Erst in vielen Szenen und Dialogen kommt eine kollektive Schuld zum Vorschein. Eines Tages war ein auswärtiger

DRAMATISCHE SZENEN bietet das Stück "Unter einer Decke", das die Karlsruher Spielgemeinde in der evangelischen Kirche in Weingarten präsentierte. ........Foto: Lother

Händler im Dorf aufgetaucht, Sören war sein Name. War es Hass auf den Fremden, war es Bösartigkeit oder nur Schabernack? Der Fremde fragt nach dem Weg und wird übers Watt der aufkommenden Flut entgegen geschickt. Pidder Martens bemerkt ihn noch rechtzeitig, aber seine Aufforderung, das Boot zu holen und Sören noch zu retten, wird kollektiv ignoriert. Entsetzt verlässt Pidder Martens das Dorf, nimmt seine Tochter Wiebke mit und lässt Dörte mit deinem Eheweib zurück. ..Von nun an ist er bei den Dorfbewohnern geächtet, gehasst, ausgestoßen. Die kollektive Schuld ist die Decke, die alles Leben im Dorf zusammenhält. Erst als die irre Gräfin unter der Last ihres Gewissens zusammenbricht, ins Wasser gehen

will und sich somit eine Wiederholung der Katastrophe anbahnt, kommt wenigstens ein Teil der Bewohner zur Besinnung. Am Ende steht Vergebung. ..Eine tragende Rolle bei der Konzeption dieses Stückes kommt auch den wenigen, aber bis zur Skurrilität aussagekräftigen Requisiten zu und vor allem auch der Musik von Achim Quellmalz (Klarinette) und Achim Pfeil (Percussion). ......................................... ..Die Hinterlegung des Bühnenge-schehens durch ihren Klangteppich brachte die Botschaft und die Dramatik dieses Stückes voll zur Geltung. ........ ........................................ Marianne Lother