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BNN, 21. November 2008

Intensives Theater über eigene Gefühle

Karlsruher Spielgemeinde hat morgen mit fünfter Eigenproduktion Premiere

..Es gibt viele Laienspielgruppen - aber wenige, die ihre Stücke selbst entwickeln. In der Waldstadt stellt sich seit 1999 die Karlsruher Spielgemeinde mit Spielfreudigen im Alter von etwa 16 - 66 Jahren unter der Leitung von Heide Harmsen genau dieser Herausforderung. Die verarbeiteten Themen sind zeitlos: Der Umgang mit der Zeit, Normalität und Wahnsinn, der Sinn des Lebens. Im neuen Stück der etwa 20-köpfigen Gruppe geht es um das Streben nach Freiheit und Glück - als Frau und als Mann. Basis für die Texte sind historische Briefe aus dem 18. Jahrhundert von einer ganz besonderen Frau: Caroline Michaelis, Witwe eines Arztes, Geschiedene des Shakespeare Übersetzters August Wilhelm Schlegel und später verheiratet mit dem Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling. 2009 jährt sich ihr Todestag zum 200. Mal. .."Was hat das mit mir zu tun?" war die große Frage bei der Arbeit. Die Spielgemeinde stieß im bewegten Leben von Caroline schnell auf Punkte, mit denen man sich auch als Mensch

BEFREIENDE BRIEFE: Das neue Stück der Karlsruher Spielgemeinde mit dem Titel "Ein unwirthbares Eyland" basiert aus Texten der vor fast 200 Jahren Caroline Michaelis

des 21. Jahrhunderts identifizieren kann. So musste sie sich nach dem Tod ihres ersten Mannes alleine um die Kinder kümmern; im Stück gibt es nun eine alleinerziehende Mutter. "Deren Darstellerin hat in ihrem Bekanntenkreis nach persönlichen Erfahrungen gefragt - die haben wir dann gefiltert und ins Stück eingebracht", erzählt Heide Harmsen. ...................................... ..Die Spielgemeinde tritt an immer wechselnden Orten auf. Dadurch werden jedesmal neue Facetten des präzise erarbeiteten Textes unterstrichen. Die Uraufführung findet in

der Emmauskirche statt. Bis Juni 2009 zieht die Truppe dann in weitere Spielstätten. Mit dabei sind zwei Musiker mit Klarinette und Percussion, die Stimmungen aufnehmen und verstärken sollen. ................................................ ..Die intensive Beschäftigung mit persönlichen Gefühlen merkt man dem Stück "Ein unwirthbares Eyland" an: Die Verwandten einer verstorbenen Tante räumen gemeinsam ihr Haus aus und entdecken allerlei Schätze wie einen Koffer mit alten Briefen - die ergreifend emotionalen wie geistig anregenden Schriften von Caroline, einer Frau in einer von Männern dominierten Welt. Diese lösen in den verschiedenen Figuren unterdrückte Gefühle aus, die Frauen brechen aus ihrer lebensbestimmenden Rolle aus und konfrontieren die ratlosen Partner mit ihrem Frust............................. ..Die männlichen Akteure wie Wolgang Nill waren nicht immer einverstanden mit dem Lauf der Dinge während der Proben: "Wir haben heiß diskutiert in der Gruppe. Ich hatte das Gefühl, das die Männer im Stück sehr schlecht weg kommen." Man einigte sich und seitdem gibt es eine Szene unter Männern. Heike Hendel, die im Stück eine charismatische Schauspielerin mimt, bringt es auf den Punkt, worum es der Gruppe bei allem Fokus auf das weibliche Geschlecht geht: "Es ist kein Emmanzenstück!" .......... Anneke Brüning