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BNN, 19. Januar 2009

Theater als Spiegel des Lebens

DAS ENSEMBLE der Karlsruher Spielgemeinde gastierte jetzt mit einem Stück um Briefe von Caroline Schlegel-Schelling in der Blankenlocher Michaeliskirche ...................................... Foto: Lother

Karlsruher Spielgemeinde in der Michaeliskirche / Erinnerung an Caroline Schlegel-Schelling

..Stutensee-Blankenloch (ml). Das Theater als Spiegel des Lebens: auch in ihrem neuesten Stück, das am Samstagabend in der Blankenlocher Michaeliskirche aufgeführt wurde, hat die Karlsruher Spielgemeinde unter Leitung der Theaterpädagogin Heide Harmsen diesen Anspruch verwirklicht.

..Die Familie trifft sich im alten Haus der verstorbenen Tante, um deren Hausstand aufzulösen. Sie finden eine Tasche voller Briefe, geschrieben von einer Caroline Schlegel-Schelling vor 200 Jahren, und fangen neugierig an zu lesen. Das Stück mit dem Titel "Ein unwirthbares Eyland" ist eine Reminiszenz an Caroline Schlegel-Schelling zu deren 200. Todestag. Plötzlich bricht die junge Amelie (Luise Köhler) in Tränen aus. Ihre Beziehung ist zerbrochen, und der Brief, den sie gerade liest, beschreibt genau diese Situation. Ihr Herz ist - wie dasjenige der Schreiberin - "ein unwirthbares Eyland".

..Amelies Tränen sind für die Zuschauer der Schlüssel zur Botschaft des Stücks: die Briefe Caroline Schlegel-Schellings reichen bis in die heutige Zeit. Es geht um Emanzipation und Selbstverwirklichung, ebenso auf persönlich- psychologischer Ebene wie auf politisch-gesellschaftlicher. In zehn Bildern entstehen sechs Lebenssituationen, von denen diese Briefe sprechen und die diejenige, die sie - zufällig - entdeckt, bis ins Mark erschüttern. Achim Quellmatz und Achim Pfeil verleihen mit Klarinette und Percussion der jeweiligen Stimmung Farbe und Tiefe.

..Es geht um die Rolle der Frau als Ehefrau und als Dienerin ihres Mannes. Eine alleinerziehende Mutter steht im Spannungsfeld zwischen persönlicher Aufopferung und gesellschaftlicher Erwartung. Die Abhängigkeit einer Person von ihrer Außenwirkung wird ebenso thematisiert wie die Sinnhaftigkeit philosophischer Diskussionen.

..Die Darsteller sind Wolfgang Nill, Gila Borcherding, Michael Draese, Swantja Wasmer, N.

F., Louis Eßwein, Doris Haase, Carsten Kipper, Heike Hendl, Bettina Lörz, Florian Bicking, Juliane Zimmermann, Luise Köhler, Anja Mattern und Manuela Beier. Die Mitwirkenden der Karlsruher Spielgemeinde lassen die Schicksale ihrer Figuren jeweils im Zentrum der Handlung lebendig werden.

..Die Lektüre der Briefe ist das Vehikel, in die eigenen Abgründe vorzustoßen, und fördert - mitunter auch bis dato unbeachtete, weil als "normal" angesehene - Wahrheiten ans Licht. Die in den Briefen enthaltenen Gedanken zur Emanzipation und Selbstver-wirklichung lösen in den dargestellten Frauengestalten Stürme aus, an deren Ende nichts mehr so ist wie es war.

..Sparsame aber wirkungsvolle dramaturgische Effekte und eine hervorragende Leistung der einzelnen Darsteller, Können, Leidenschaft und Einfühlungs-vermögen, machen das Stück zu einem mehr als sehenswerten und nachdenklich machenden Gesamtwerk. Die nächste Aufführung des Stücks ist am 7. Februar im "Alten Schlacht-haus" in Karlsruhe zu sehen.