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Bürgerzeitschrift Südstadt, April 2009

Kultur bewegt - im Verkehrsmuseum

Nein, nicht um das Ausräumen des Inventars im Verkehrsmuseum ging es bei der munteren Schar. Die Spielgemeinde Karlsruhe legt Hand an den Nachlass der verstorbenen Tante. Und wie es so ist, findet man dabei manches was oft gerne jahrelang verborgen, vergessen, unter der Decke der Familie und der persönlichen Befindsamkeit gärte.

Wiederum war das Verkehrsmuseum in der Werderstraße Schauplatz einer eindrucksvollen Kulturveranstaltung. Bereits bei den europäischen Kulturtagen - der "unsichtbaren Stadt", dem Stadtgeburtstag und zuletzt bei der Karlsruher Museumsnacht (Kamuna) zeigte der spröde Charme der alten Fabrikhalle ganz neue, überraschende Ansichten.

Briefe - sehr alte Briefe - geschrieben von Caroline

Schlegel-Schelling zu Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts erweisen sich für die heutigen Akteure aktueller als gedacht. "Mein Herz ein unwirthbares Eyland" schreibt Caroline - Frau aus gelehrtem Hause, von Hoffnung, Liebe und Tränen auf der Suche nach der eigenen Person in einer von Männern dominierten Welt.

Aktuelle Erfahrungen, persönliche Erfahrungen, Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis, ihre eigene Befindlichkeit bringen die Schauspieler ein in das von ihnen selbstentwickelte Stück. Unterdrückte Gefühle lassen die Frauen ausbrechen aus ihren alltäglichen, vorbestimmten Rollen und lassen die Männer in der Ratlosigkeit Gefühle frustriert zurück. Wo Worte fehlen, werden die Stimmungen durch Pantomime und Tanz aufgenommen und emotional verstärkt und kommentiert durch Schlagzeug und Klarinette.

Den Akteuren, Darstellern, Musikern und Helfern der Karlsruher Spielgemeinde und ihrer Leiterin Heide Hansen gelang es hervorragend den ungewöhnlichen Theaterraum zwischen Rolls Royce und Draisschem Laufrad zu bespielen. Ein Raum der den nach Freiheit und Unabhängigkeit ringenden Personen neue Aspekte für ihr Leben gewinnen lässt.

Man darf gespannt sein, welche kulturellen Veranstaltungen, welche Künstler zukünftig die Räume des Verkehrsmuseums in der Karlsruher Südstadt für sich entdecken. Wer mit offenen Augen vom Keller bis zur Modellbahnanlage im zweiten Obergeschoss geht, wird jede Menge Anregungen entdecken.

Wilfried E. Becker