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Gedanken von Klaus Paetzholdt, 19. Dezember 2016

 

Zum Stück Falsche Adresse der Karlsruher Spielgemeinde in der Emmaus-Gemeinde

 

Beim Empfang im Gemeindesaal im Anschluss an die Uraufführung des Stückes Falsche Adresse in der Emmauskirche am 12. Nov. 2016  hat Heide Harmsen, die Leiterin und Regisseurin dieser Gruppe, einen Bezug hergestellt zu dem großen Ereignis der europäischen Protestanten im Jahr 2017, zum 500. Jubiläum des Thesenanschlags in Wittenburg durch Martin Luther. Während sie es in die Reihe der vielen Veranstaltungen hineinstellte, die auf dieses Jubiläum hinführen, leuchtete mir dieser Bezug auch inhaltlich ein: Luther, gelähmt von den Ängsten vor einem strafenden und Übermenschliches fordernden Gott, hat über der Lektüre zentraler Worte des Römerbriefes seine Befreiung erlebt. Mit seinen 95 Thesen trat er mit diesen neuen Einsichten an die Öffentlichkeit, zunächst die akademische, und löste damit den Prozess aus, der zur Reformation führte. Auch die Falsche Adresse zeigt Menschen, die sich zunächst gefangen, verfangen haben in einer für sie wie für andere schwierigen Situation und für die sich auf dem Weg dieses Theaterstücks ein Neuanfang, eine Befreiung, eröffnet.

 

Aber nicht nur dazu, auch zum zentralen Punkt unserer christlichen Verkündigung ergibt sich für mich ein Bezug, zu Ostern. Ostern ist ja viel mehr als nur der Anfang eines Glaubens an die allgemeine Totenauferweckung. Jesus zeigt sich für seine Freunde und Freundinnen als der Lebendige, der sie aus ihren Toden der Angst, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit in eine neue Lebensdimension hineinführt. Die Rollen dieses Theaterstückes zeigen uns deutlich ihre Tode und Versuche oder auch Wege, mit Hilfe der anderen zu einer neuen Lebensqualität zu finden. So wurde mir die Falsche Adresse auch zu einem österlichen Stück.

 

Doch ich will mit diesen grundsätzlichen Gedanken von mir als einem Theologen nicht überspringen, was hier geleistet wurde. Wie bei den anderen Stücken der zurückliegenden Jahre hat die Gruppe – anknüpfend an eine Idee – Satz für Satz und Szene für Szene entwickelt. Auch wenn die Schauspieler und Schauspielerinnen nicht sich selbst gespielt haben, war ihnen abzuspüren, wie stark, was sie uns hier vorführen, doch ihr Werk und ihre Ideen sind. Damit verbindet sich meine Bewunderung für Heide Harmsen, die sich seit Jahren schon auf diesen riskanten Weg eingelassen hat, nicht fertige Stücke aus der Schauspielliteratur zur Aufführung zu bringen, sondern mit der Gruppe alles: den Inhalt, die Rollen, die szenische Gestaltung… zu erarbeiten. Natürlich gilt meine Bewunderung auch den anderen Beteiligten, der Musikgruppe, den Beleuchtern und anderen an der Produktion Beteiligten. Mich jedenfalls hat dieses Stück, was Inhalt und Darbietung betrifft, voll und ganz überzeugt, ja begeistert. Ich wünsche noch vielen, dass sie sich Zeit nehmen für den Abend mit der Theatergemeinde und dieses eindrückliche Stück erleben.