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DIE KARLSRUHER SPIELGEMEINDE

 

"Die Karlsruher Spielgemeinde ist nicht die einzige Theatergruppe ohne feste Bühne. Aber wohl die einzige, die so konsequent aus der Not einen programmatischen Grundsatz macht und auf jeden Spielort direkt reagiert. Atmosphäre, Stimmung und Größe eines Raumes gelten als Chance..." so umschrieb die BNN das Selbstverständnis der Karlsruher Spielgemeinde.

Atmosphäre, Stimmung und Größe eines Raumes ermöglichen es, den Schauspielerinnen und Schauspielern ihren Figuren immer neue Facetten zu geben. So wird das Spiel dynamischer, getragener, schwebender, je nachdem, ob in einer Kirche, im Verkehrsmuseum, in der Durlacher Orgelfabrik, im Jakobustheater oder im Schloss Bruchsal gespielt wird.

Die Karlsruher Spielgemeinde wurde 1999 in der Evangelischen Pfarrgemeinde Waldstadt-Nord in Karlsruhe von der Theaterpädagogin Heide Harmsen gegründet. Die Amateurtheatergruppe probt und arbeitet in den kirchlichen Räumen der Gemeinde.

Anfangs geht es bei der Probenarbeit um das kreative Potenzial des Einzelnen und die Frage, was mit dem Theaterspielen erreicht werden soll. Um die eigene Lebenssituation und die damit verbundenen Themen darstellen zu können, wählt die Gruppe das Mittel der Eigenproduktion. Die Darsteller identifizieren sich bedingungslos mit dem Kunstwerk. Sie fühlen sich dafür verantwortlich. Das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, bestärkt jeden Einzelnen. Deshalb können diese Theaterstücke auch nicht mit anderen Mitspielern wiederholt werden.

Grundsätzlich entwickeln die etwa 15 Mitspielerinnen und Mitspieler zwischen 15 und 70 Jahren die Theaterstücke selber. Individuelle Lebenserfahrungen und Fähigkeiten als Schauspieler, Kostümbildner, Handwerker, Tänzer oder Musiker werden eingebracht. Es gilt, die Kreativität jedes Einzelnen zu fördern – gemäß dem Motto des Künstlers Joseph Beuys: "Jeder Mensch ist ein Künstler".

Der Arbeitsprozess für jedes neue Stück beginnt mit Gesprächen und Theaterimprovisationen. Damit werden Ideen ausprobiert und Themen umrissen. Im weiteren schöpferischen Prozess wird die Zielaussage des Stücks eingekreist und die Dramaturgie bestimmt. Es entstehen einzelne Figuren und Rollen, Dialoge werden aufgeschrieben und überarbeitet. Dann kommt die Musik als wichtiger Ausdrucksträger hinzu, und schließlich werden die meist aufwändigen Kostüme geschneidert und Requisiten gebaut.

Viele Mitspielerinnen und Mitspieler sind seit zehn Jahren dabei, andere seit vier oder fünf Jahren. Diese Kontinuität verbindet und fördert das Ensemble und hat Freundschaften entstehen lassen. Für manchen Darsteller ist die Spielgemeinde damit sogar zur "zweiten Familie" geworden.

Die Titel und Themen der bisherigen Theaterstücke:

2001 "Nimm sie Dir doch - Zeit fliegt vorbei" / Der persönliche Umgang mit der Zeit

2003 "Smaragd im Mund" / Grenzüberschreitungen zwischen Normalität und Wahnsinn

2004 "Wenn die Milch überkocht" / Die Frage nach dem Sinn des Lebens

2006 "Unter einer Decke" / Ein Stück um Schuld und Vergebung

2009 "Ein unwirthbares Eyland" / Das Streben nach Freiheit und Glück

2011 "Das Leben ist kein Verzicht" / Suche der Menschen nach Glück

2013 "Bilderfallen" / Der Irrweg vom Bild des Mitmenschen

2014 "Gefangen im Netz"/ Der aufrechte Gang und sein Preis

2016 „Falsche Adresse“ / Ein Stück über Selbstfindung

2018 „Rosedorn" / Suche zwischen Traumwelt und Wirklichkeit